„Unternehmen können nicht ohne Offsetting klimaneutral wirtschaften“
Wie mittelständische Unternehmen den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und Krisen wie die Corona-Pandemie sozialverträglich managen können, hat uns Rainer Janz, Bereichsleiter Produkt- und Qualitätsmanagement bei Bantleon, erklärt. Mit seiner Kollegin Charlotte Steinkamp haben wir uns außerdem über die neuen rechtlichen CSR-Anforderungen unterhalten.
26.04.2022
Herr Janz, kürzlich haben wir uns unter anderem darüber unterhalten, was Sie sich von der Politik in Sachen umweltbezogener Nachhaltigkeit wünschen. Nachhaltigkeit dient aber auch dazu, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Was können mittelständische Unternehmen hier bewirken?
Rainer Janz: Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, braucht es Haltung. Mit einer guten Strategie und einer klaren Unternehmensvision, die Themen wie soziale Verantwortung, Klima und Umwelt beinhaltet, können gerade mittelständische Unternehmen in diesen Bereichen viel Positives bewirken. Denn: Der Mittelstand hat nicht nur die dazu notwendige wirtschaftliche Durchsetzungsfähigkeit, sondern kann auch schnell und flexibel handeln. Neben der Wirtschaftlichkeit ist gesellschaftlich verantwortlich zu agieren die zweite wichtige zukünftige Kernaufgabe von Unternehmen. Deswegen ist es auch so wichtig, unseren Kindern Grundwerte zu vermitteln, da sie die Entscheidungsträger von morgen sind; unabhängig davon, ob deren berufliche Zukunft in der Wirtschaft, Wissenschaft oder der Politik liegt.
Verantwortungsbewusstsein zeigt sich auch durch ein gutes Management in Krisenzeiten. Kaum ein Unternehmen hat eine Krise in der Größenordnung der Corona-Pandemie auf dem Schirm gehabt. Nach zwei Jahren „Pandemie-Erfahrung“: Welche Lehren haben Sie gezogen?
Janz: Wir haben unseren Mitarbeitern schnell signalisiert, dass wir ihnen nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat zur Seite stehen, diese Situation managen und die Herausforderungen der Corona-Krise bewältigen können. Dabei lag unser Hauptaugenmerk darauf, wirtschaftlichen Schaden von unseren Mitarbeitern und unserem Unternehmen abzuwenden. Wir haben unter anderem schnell entschieden, dass es keine Kurzarbeit und keine Entlassungen geben wird, sondern eine solidarische Lösung entwickelt, zu der jeder seinen Teil beigetragen hat (UmweltDialog berichtete).
Charlotte Steinkamp: Die Corona-Pandemie brachte nicht nur wirtschaftliche Herausforderungen mit sich, sondern belastet und belastete jeden auch auf der persönlichen Ebene. Deswegen haben wir nach sechs Monaten Pandemiezeit unsere Mitarbeiter befragt, in welchen Feldern sie sich noch weitere Unterstützung von Unternehmensseite her wünschen würden – insbesondere im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Denn die Kinder zu betreuen und parallel seine Arbeit zu erledigen, ist für jeden schon eine schwere Aufgabe.
Lassen Sie uns nun über die rechtliche Dimension von Nachhaltigkeit sprechen. Aufgrund Ihrer Umsätze und der Mitarbeiteranzahl ist Ihr Unternehmen von der CSRD betroffen. Was denken Sie darüber?
Steinkamp: Wir befürworten die Verschärfung des Reportings, weil das Thema Nachhaltigkeit dadurch auch für jene Unternehmen eine Verbindlichkeit bekommt, die vorher noch nicht über ihr CSR-Engagement berichten mussten. Auf diese Weise werden endlich jene Dinge im Unternehmen umgesetzt und nach außen getragen, die man vorher vielleicht auf dem Schirm hatte, aber immer wieder verschoben hat. In unserem Falle versuchen wir schon vieles zu skalieren, sind aber noch nicht am Ziel, was zum Beispiel die Reduzierung unserer ökologischen Risiken anbelangt.
Im Rahmen des Green Deals der EU greift seit Anfang des Jahres die europäische Taxonomie-Verordnung. Unternehmen müssen hier belegen, wie ihr Weg zur Dekarbonisierung aussieht, wollen sie künftig noch zu günstigen Konditionen Geld bekommen. Schmierstoffe basieren nun aber auf Erdöl. Wie verbessern Sie Ihre Klimabilanz? Wie sichern Sie Ihr Geschäftsmodell?
Steinkamp: Ein wichtiger Baustein liegt in der kontinuierlichen Forschung und Weiterentwicklung unserer Produkte und der Bestandteile. Langlebigkeit ist seit jeher ein wesentliches Qualitätsmerkmal unserer Produkte und somit ein signifikanter Nachhaltigkeitstreiber, gekoppelt mit Dienstleistung und Service am Produkt. (Lesen Sie hier mehr dazu.)
Nur: Die Vorstellung, dass Unternehmen ohne Offsetting klimaneutral wirtschaften können, ist meiner Meinung nach irreführend. Insbesondere für materialintensive Branchen. Insofern wird unsere Dekarbonisierungsstrategie immer eine Mischung aus CO2-Vermeidung, -Reduzierung und -Kompensation sein. (Lesen Sie hier mehr dazu.) Dabei unterstützen wir natürlich nur transparente, zertifizierte Klimaschutzprojekte, die den Menschen auch einen Mehrwert in Sachen Bildung und Menschenrechte bieten.
Vielen Dank für das Gespräch!