CSR-Management

„Agiert ein Unternehmen nicht nachhaltig, erscheint es nicht mehr auf dem Verbraucher-Radar“

Wie funktioniert es, im Job-Tandem gemeinsam eine CR-Abteilung zu leiten? Mit Empathie, Vertrauen und der Fähigkeit, sein eigenes Ego auch mal zurückzustellen. Das erklären Johanna von Stechow und Pablo von Waldenfels von Tchibo gemeinsam in einem Gespräch mit UmweltDialog.

20.07.2023

„Agiert ein Unternehmen nicht nachhaltig, erscheint es nicht mehr auf dem Verbraucher-Radar“

Frau von Stechow, Herr von Waldenfels, Sie leiten die CR-Abteilung bei Tchibo seit etwas über einem halben Jahr gemeinsam. Ziehen Sie eine erste Bilanz. Wie lief es?

Johanna von Stechow: Die vergangenen Monate waren sehr intensiv und haben viel Spaß gemacht! Wir haben gemeinsam auf unsere Nachhaltigkeitsstrategie und die relevanten Themen wie beispielsweise Arbeitsbedingungen in den Lieferketten, Wasserverbrauch oder Klimaschutz geschaut und unseren Blick geschärft. Die Stakeholder- und regulatorischen Anforderungen an die Unternehmen haben sich in der Vergangenheit noch einmal verändert und wir haben jetzt den Weg für die nächsten Jahre geebnet, um diesen Anforderungen zu entsprechen. Bei Tchibo ist Nachhaltigkeit im Markenkern verankert und das spiegelt sich in unserer Strategie wider. Dabei ist unser Grundsatz, fair gegenüber Menschen und Umwelt zu handeln.

Johanna von Stechowzoom
Johanna von Stechow
Pablo von Waldenfelszoom
Pablo von Waldenfels

Pablo von Waldenfels: Konsumentinnen und Konsumenten haben den Wunsch, gute Produkte bei guten Unternehmen einzukaufen. Das heißt, dass sie Marken wie Tchibo vertrauen wollen. Und zwar ganzheitlich und nicht nur auf ein Produkt bezogen. Nachhaltigkeit dient nicht mehr als Differenzierungsmerkmal, sondern ist der Maßstab einer Kaufentscheidung und damit essenziell für die Markenbildung. Agiert ein Unternehmen nicht nachhaltig, erscheint es nicht mehr auf dem Verbraucher-Radar. Die Marktforschung zeigt, dass eine Kaufentscheidung im Supermarkt oder in einer Filiale am Ende nicht davon abhängt, ob zum Beispiel ein Biosiegel den Kaffee kennzeichnet. Die Kaufentscheidung wird bereits vorher getroffen und hängt davon ab, ob die Verbraucherinnen und Verbraucher der Marke ihr Vertrauen schenken. Deswegen ist unser großes, übergeordnetes Ziel, weiter an der Integration von Nachhaltigkeit in allen Geschäftsprozessen zu arbeiten.

Pilotstart: Tchibo Secondhandshop auf Sellpy

Mitte Juli hat Tchibo einen neuen Test für gebrauchte Tchibo Kleidung in Zusammenarbeit mit der Secondhandplattform Sellpy gestartet. Im Tchibo Online-Pop-up-Store auf Sellpy können Interessierte bereits getragene Modeartikel in gutem Zustand wie Basics, Trends oder saisonale Artikel für Damen, Babys und Kinder kaufen. 

Sie beide haben einen unterschiedlichen beruflichen Background. Klären Sie uns auf: Was haben Sie gemacht und warum sind unterschiedliche Erfahrungen gut, um im Job-Tandem die CR-Abteilung zu führen?

von Stechow: Ich bin seit sieben Jahren im Bereich Nachhaltigkeit tätig. Lange Zeit habe ich mich dabei auf Umweltaspekte fokussiert. Davor habe ich im Bereich Business Development und Strategy gearbeitet; zuerst in einer Unternehmensberatung und danach bei Tchibo. Von Haus aus bin ich Geisteswissenschaftlerin und habe Geschichte studiert.

von Waldenfels: Ich habe ähnliche berufliche Wurzeln und lange Zeit in der Beratung gearbeitet. Allerdings habe ich Volkswirtschaftslehre und angewandte Soziologie studiert und war von Beginn an im Bereich Nachhaltigkeit tätig. Dabei hatte ich das Glück, dass ich international arbeiten durfte und Projekte in Lateinamerika, Afrika und Asien betreut habe.

Insofern bringen Johanna und ich sowohl ähnliche als auch komplett unterschiedliche Erfahrungen für unsere aktuelle Position mit. Das ist bei der Fülle an Aufgaben, die den Bereich Nachhaltigkeit ausmachen, auch wichtig. Wir müssen wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen – denn Nachhaltigkeit impliziert auch den Fokus auf eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit – und diese mit Umwelt- und Sozialfragen in Einklang bringen. Es ist vorteilhaft, wenn man generelles Tun mit einer Spezialisierung auf bestimmte Themen miteinander vereint.

Während Johanna ihren Fokus auf Umweltfragen gelegt hat, war ich auf Menschenrechtsthemen und Stakeholder-Belange spezialisiert. Und im Laufe der Zeit hat sich jeder von uns in die anderen Gebiete eingearbeitet, mit denen er vorher kaum Berührung gehabt hat.

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Basta! Wenn es gar nicht anders geht, sprechen Bundeskanzler mit dem Verweis auf ihre Richtlinienkompetenz ein Machtwort gegenüber ihren Ministerinnen und Ministern aus, um Entscheidungen durchzusetzen. Das fällt bei Ihnen beiden weg, da Sie ja Ihre Rolle gemeinsam wahrnehmen. Wie kommt man sich da entscheidungstechnisch nicht in die Quere?

von Stechow [lacht]: Darauf habe ich tatsächlich keine Antwort, weil Pablo und ich meistens derselben Meinung sind – trotz unseres unterschiedlichen Backgrounds. Es gab bisher wenige Situationen, bei denen wir unterschiedliche Positionen hatten. Wenn dem aber so ist, ist das gegenseitige Verständnis dafür wichtig, wem von uns ein Standpunkt wirklich am Herzen liegt. Außerdem treffen wir sehr rational unsere Entscheidungen. Das heißt, dass das beste Argument gewinnt. Und damit können wir beide super leben!

Also ist Empathie wichtig, um im Job-Tandem arbeiten zu können?

von Stechow: Ja, Empathie ist ein unbedingtes Muss, um gemeinsam eine Führungsrolle auszufüllen. Außerdem muss man in der Lage sein, sein eigenes Ego zurückzustellen. Sich zulasten des anderen zu profilieren, ist ein absolutes No-Go.

von Waldenfels: Gegenseitiges Vertrauen ist ebenfalls wichtig. Johanna kommt aus der Non-Food-Sparte bei Tchibo, ich selbst aus dem Kaffeebereich. Wir vertrauen zu 100 Prozent darauf, dass der andere die richtige Entscheidung trifft.

Vielen Dank für das Gespräch!

Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews mit Johanna von Stechow und Pablo von Waldenfels. Erfahren Sie, wie schwierig es sein kann, bestimmte Nachhaltigkeitsthemen wie existenzsichernde Löhne in der Lieferkette durchzusetzen, und wie es gelingen kann, sie dennoch umzusetzen.

Quelle: UmweltDialog
 

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